Das war’s

Woanders ist manchmal wirklich ganz anders. Dies war mein erster Aufenthalt in Asien und damit auch in Vietnam. Hanoi ist eine einmalige Großstadt. Es bedarf schon einer speziellen Mentalität, um hier dauerhaft vietnamesisch leben zu können. Die Expats führen ja quasi ein Inseldasein, dass aber wunderbar neben dem vietnamesischen existiert. Die Hanoier haben sich sehr schnell mit Läden und Restaurants darauf eingestellt und so profitiert man voneinander.

Ich bin angefüllt mit neuen Erfahrungen, ganz vielen Bildern und noch mehr Geräuschen – angefangen von der Klimaanlage über das Fröschequaken bis zu dem nie endenden Hupen der Mopeds und Autos. Das morgendliche Sim Tschaou auf dem Weg zum Kindergarten wird mir fehlen. Die Fachgespräche mit Felix über Fussball werden mir fehlen. Die ganze Familie wird mir sehr fehlen. Ich habe mich hier so zugehörig gefühlt, dass ich mir das nicht vorstellen mag. Kein Felix, keine Lea, keine abendlichen Plaudereien am Esstische, ich weiß garnicht, wie das gehen soll.

Was mir allerdings nicht fehlen wird, ist der Straßenverkehr. Ich freue mich schon drauf, dass die Autos am Zebrastreifen wieder anhalten und ich keine Kamikaze Straßenüberquerungen mehr machen muss. Ich freue mich auf blauen Himmel, den es in Deutschland deutlich häufiger gibt und auf geöffnete Fenster. Und auf meine Lieben zu Hause!

Liebe Grüße und Danke an alle, die mich hier begleitet und gelesen haben. Es war ein schönes Gefühl, meine Erlebnisse zu teilen. Es hat mir geholfen, manches besser zu reflektieren und zu verstehen. Ich hoffe, es hat Euch genauso viel Freude gemacht wie mir und Ihr wisst jetzt ein ganz klein wenig mehr über dieses eigenwillige Land!

Fotosession

Am Freitag fliege ich zurück nach Deutschland. Ich merke, dass ich keine Lust mehr habe, zu fotografieren. Ich habe so viel gesehen und erlebt, davon werde ich noch lange träumen! Hier ein paar Fotos, die mein Leben in den 3 Monaten ein wenig widerspiegeln.

Vietnamesisch Teil II

Wenn man dann einigermaßen vietnamesisch gelernt hat, muss man noch die spezifischen Besonderheiten beachten. Es gibt hier kein richtiges Wort für ich oder du, weil die andere Person in Form einer Familienbezeichnung angesprochen wird. „Großmutter, kannst Du bitte Enkelin ein Taschentuch geben.“

Was macht man aber, wenn man mit der Person nicht verwandt ist? Man tut einfach so und überlegt, welche Stelle die Person aufgrund ihres Alters in der Familie einnehmen würde. „Älterer Bruder, kannst Du bitte kleiner Schwester sagen, wo der Bahnhof ist!“ Das geht aber nur, solange die beteiligten Personen den gleichen Status haben. Taxifahrer oder Kellner reden ihre Kunden immer mit älterer Bruder an, auch wenn sie jünger sind, weil es einfach höflicher ist. Dann kann es passieren, dass sich beide mit älterer Bruder anreden.

Aber woher weiss man, wie alt der Gesprächspartner ist? Hier ist eine der ersten Fragen, die einer Person gestellt werden: „Wie alt bist Du?“ Wenn das nicht gelingt, nimmt man einfach die ältere Anrede. Falls das Gegenüber eine Frau ist und man nicht unhöflich sein möchte und sie älter machen als sie ist, gilt aber, dass auch die jüngere Anrede genommen werden darf. Du meine Güte, ich würde erst mal 5 Minuten garnichts sagen, um einschätzen zu können, welche Anrede denn nun angebracht ist. Und ob mein Gegenüber etwa so alt ist wie die jüngere Schwester meines Vaters oder ob er/sie vielleicht so alt ist wie ich.

Die Kinder sagen übrigens zu My (die Nanny) Ko My, das bedeutet Tante My. Zu mir würden Sie Ba Marion sagen (Oma Marion). „Ba Marion, Chau Lea (= Enkelin) hat Durst!“

Wenn man mit mehreren Leuten im Büroalltag mailt oder zu Menschen spricht, die man nicht genauer kennt, nimmt man die altersneutrale Form toi (= entspricht in etwa unserem „ich“) und cac ban (=Freunde/ihr) für das Gegenüber.

Kunst in Stadt und Schule

Hanoi ist die älteste noch bestehende Hauptstadt Südostasiens. Die Stadt hat 2010 ihr tausendjähriges Bestehen gefeiert. Zu diesem Anlass wurde die längste Mosaikmauer der Welt (6,5 km) gestaltet und ins Guinessbuch der Rekorde aufgenommen. Der gesamte Bau dauerte 3 Jahre. Das Wandgemälde besteht aus keramischen Mosaiken, die von Bát Tràng stammen, dem Töpferdorf. Leider hat inzwischen durch neue Bautätigkeiten ein Teil der Mauer kein Mosaik mehr.

An der UNIS, Felix‘ Schule, gibt es einen Ausstellungsraum, in dem die künstlerischen Arbeiten der Schüler präsentiert werden. Da sind sehr beeindruckende Werke dabei.

Im Museum der Künste wird das gezeigt, was hier immer gezeigt wird: Patriotismus. Das Land ist mit der Verarbeitung des Vietnamkrieges und der Kolonialzeit mindestens so beschäftigt wie wir mit dem 2. Weltkrieg. Allerdings werden hier die eigenen Taten verherrlicht und Helden und Heldinnen am laufenden Band in militärischen Posen porträtiert. Dazwischen gibt es auch mal ein paar Landwirtschaftsbilder und Buddhas. Die Museen ähneln sich da alle ein bisschen.

Und natürlich gibt es auch ganz beiläufig Kunst auf der Straße.

Vietnamesisch, Teil 1

Was kann ich auf vietnamesisch sagen. Das wichtigste ist die eigene Adresse: bai moi som schua (mit dem Versuch der richtigen Betonung). Jeden Morgen grüßen Lea und ich auf dem Weg zum Kindergarten die junge Bauarbeiterin und den Fahrradreparierer mit einem freundlichen Sim Tschao (geschrieben: Xin chào) und Danke kann ich auch sagen: Kam on (Cám ơn). Ausserdem weiss ich, dass nữ über der Frauentoilette steht, im Gegensatz zu nam.

Bereits im 17. Jahrhundert schufen portugiesische Missionare eine Schrift, deren Grundlage das lateinische Alphabet war. Dies sollte in erster Linie der Verbreitung des Christentums dienen. Erst 1945 wurde die heutige Schrift offiziell zur vietnamesischen Schrift erklärt. Ihr liegen die 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets zugrunde, wobei die Buchstaben f, j, w und z nur in Fremdwörtern und in fremden Eigennamen vorkommen. Die Vietnamesen haben die lateinische Schrift mit Punkten, Wellen und Linien so erweitert, dass es zu ihrer Sprache passt.

Die Aussprache ist die hohe Kunst der vietnamesischen Sprache. Es gibt nur einsilbige Worte und für die meisten Worte sechs verschiedene Tonhöhen bzw. Tongesänge. Das ist für uns unglaublich schwer. Oben die sechs Töne der vietnamesischen Sprache am Beispiel des Wortes ma. Es bedeutet hier von links nach rechts: Gespenst-Mutter-aber-Reissetzling-Grab-Pferd.

Wenn man sich die deutsche Sprache in der vietnamesischen Variante vorstellt, dann Hät Ten Al Le Wor Te Nur Ei Ne Sil Be. Da müssten wir uns auch was einfallen lassen, weil viele Silben wie z.B. NE oft vorkommen. Auf der anderen Seite haben wir auch Tonhöhen, wir gehen am Satzende bei einer Frage mit der Stimme nach oben und bei einem Punkt nach unten. Für einen Vietnamesen ist der Unterschied zwischen Wort-Wirt oder ganz-Gans auch schwer zu lernen.


Das Schönste zum Schluss – Hoi An

Ich habe mit meiner family 5 Tage Urlaub in Hoi An gemacht. Was für ein Glück! Leider konnte ich dort nicht bloggen, weil der lokale Internetprovider meine IP-Adresse geblockt hat. Wusste garnicht, dass sowas geht. Dafür gibt es jetzt den ganzen Urlaub auf einmal.

Am Freitag sind wir 1 Stunde nach Da Nang geflogen, einer Stadt, deren Namen mir nur aus dem Vietnamkrieg geläufig war. Es ist die viertgrößte Stadt Vietnams mit 1 Mio. Einwohnern. Von da ging es nochmal 40 Minuten weiter nach Hoi An, einem wunderschönen Küstenstädtchen in Zentralvietnam. Hier ist die einzige Altstadt, die im Vietnamkrieg unversehrt blieb. Sie wurde 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, weil ihre Gebäude eine Verschmelzung einheimischer und fremder Einflüsse zeigen. Soweit der intellektuelle Teil.

Die Luft war besser und der Himmel meist blau. Wir haben schnell ausgepackt, uns umgezogen und sind gleich mal ans Meer gelaufen. Der Strand ist um die Ecke. Er ist schmal, aber nett und überall gibt es Strandbars und Restaurants. Das Wasser ist warm, aber nicht zu warm, so dass man wunderbar baden kann, ohne zu frieren. Wir sind an zwei verschiedenen Strandstellen gewesen und eine war schöner als die andere, weil die Strandbars und -restaurants etwas oberhalb liegen und man von dort einen tollen Blick auf das Meer hat. Man darf sich den ganzen Tag in den Restaurants aufhalten und kann auf dicken Kissen relaxen. Ausserdem ist das Essen phantastisch. Aus diesem Grund waren wir auch an den meisten Abenden zum Essen am Strand.

Am Nachmittag passiert etwas Unglaubliches. Gegen 16 Uhr wird die erste Reihe der Liegestühle weggeräumt und der bis dahin ruhige Strand verwandelt sich in ein Inferno. Verkäufer stellen Tische mit Essen auf und Matten werden am Strand ausgelegt. Jetzt kommen die einheimischen Vietnamesen, um zu baden. Sie sitzen auf den Matten, palavern, grillen und essen. Sie schwimmen mit dicken Reifen oder ohne, aber es sind so viele, dass mir schwindelig wurde. Die meisten Vietnamesen gehen erst ins Wasser, wenn die Sonne langsam untergeht, weil sie nicht braun werden wollen. Ich finde übrigens immer noch irritierend, dass es hier um 18.30 Uhr dunkel wird. Das bringt meine Zeiteinschätzung immer wieder völlig durcheinander.

Anna und ich haben vormittags einen Bummel durch die Altstadt von Hoi An gemacht. Shopping und Schauen. Das ist ja so hübsch hier, kein Vergleich mit Hanoi. Viele Straßen sind gesperrt und man kann richtig schön laufen und in den Geschäften schauen. Ausser den wunderschönen alten Häusern fallen die vielen Lampions auf. Wir haben am zweiten Tag einen Abendspaziergang gemacht und die ganze Stadt war mit Lampions erleuchtet. Das sieht wunderschön aus. Am Abend ist es allerdings so voll wie auf einem Rummelplatz und weniger idyllisch. Lag sicher auch daran, dass 2 Feiertage hintereinander waren und viele für eine Kurzurlaub ans Meer gefahren sind.

Die Schneider von Hoi An sind bekannt und ein maßgeschneidertes Kleid wollte ich mir machen lassen. Also sind wir in eine Schneiderei, die Anna kennt. Da war vielleicht was los. Bücherstapel mit Anregungen und viele Touristen aller Altersgruppen. So ein Geschäft habe ich vorher noch nie gesehen. Ich hatte mir bereits vorher ein Kleid im Internet rausgesucht und musste nur meinen Vorschlag abgeben. Die Verkäuferin hat mich bei der Stoffauswahl beraten. Dann wurde ich vermessen und von allen Seiten fotografiert. Es ist natürlich nicht so preiswert, aber dafür auch was Besonderes. Am nächsten Tag ging es zur ersten Anprobe, es wird hier und da noch nachgebessert, ich durfte mir Knöpfe aussuchen und Wünsche äussern. Es ist trotz alledem nicht so einfach für mich, mir einen Schnitt mit einem Stoff als Kleid an mir vorzustellen. Nach der ersten Anprobe war ich noch etwas misstrauisch, aber als das Kleid dann am übernächsten Tag fertig war, hat es mir gut gefallen.


Wenn Hoi An nicht so weit weg wäre, würde ich hier auf jeden Fall nochmal hinfahren.

Parks

Ich bin jetzt schon so lange hier, dass ich alle touristischen Highlights abgeklappert habe. Ausserdem wird es immer heisser und ich suche den Schatten. Also habe ich angefangen, die Parks von Hanoi aufzusuchen. Das ist im wesentlichen für alle interessant, die sich mal länger in dieser Stadt aufhalten und ein ruhiges Plätzchen suchen. Alle Parks haben einen See.

Der Thong Nhat Park liegt zentral, ist einigermaßen groß und man kann wunderbar um den See herumlaufen. Mit Kindern ist er perfekt, weil es jede Menge Kinderattraktionen und einen großen Spielplatz gibt. Tretboote in Schwanengestalt gibt es auch. Die vollkommene Stille sollte man nicht erwarten, weil die Straße nicht weit weg ist und um den Park herum führt. Aber das ist hier meistens so. Bei meinem ersten Besuch war im Park auch sein sehr schöner Markt mit netten Klamotten.

Der Yen So Park und der Gamuda-Park liegen nebeneinander und sind zusammen sehr, sehr groß. Da kann man ein paar Stunden laufen. Habe ich aber wegen der großen Hitze nicht gemacht. Man muss mindestens 45 Minuten mit dem Taxi fahren, aber dann ist es hier wirklich schön. Der Park wirkt sehr europäisch, die Wege sind aus Holzplanken, es gibt nette, kleine Cafés und es ist verhältnismäßig ruhig. Allerdings gibt es nichts speziell für Kinder.

Der Botanical Garden ist nur 20 Minuten (mit dem Auto) von meinem Zuhause entfernt. Warum er so heisst, weiss ich allerdings nicht. Vielleicht habe ich aber auch die botanischen Besonderheiten nicht erkannt. Es ist ein ganz normaler, kleiner Park, in dem man sich gut mal ein bisschen ausruhen kann.

Der Indira Ghandi Park ist in meinem Ranking am Ende. Er ist laut, klein und hat nichts besonderes zu bieten, ausser ein paar Bänken am See, der auch klein ist. Trotzdem, wenn man in die richtige Richtung schaut, ist es auch ganz nett.

Gestern war ich im Hanoi Museum, da m.E. keinen Besuch wert ist, es sei denn, man interessiert sich speziell für vietnamesische, moderne Künstler. Einige ganz schöne Bilder hängen im 3. Stock. Der Rest ist vietnamesische Geschichte, die ich in anderen Museen schon besser gesehen habe. Das Gebäude selber ist allerdings ganz interessant. Ich bin eigentlich auch hingefahren, weil rundherum ein Park mit mehreren Seen ist. Aber der Zugang zum Park ist versperrt. Ein Teil ist restricted area, warum auch immer, ein anderer Teil gehört zum Marriot Hotel. Da könnte man natürlich einfach mal reinmarschieren, aber es gibt ja überall security.

Warum heissen so viele Nguyen?

Anders als in Deutschland gibt es in ganz Vietnam nur etwa 300 verschiedene Nachnamen. Mit knapp 40 Prozent macht der Familienname Nguyen (das g wird nicht ausgesprochen) diesbezüglich den Löwenanteil aus. Die Träger des Namens sind aber meist nicht miteinander verwandt. Es ist gebräuchlich, familienspezifische Beinamen an den Namen Nguyen anzuhängen, so dass verschiedene Nguyen-Familien unterschieden werden können. Da der Familienname vor den Vornamen gesetzt wird, ist diese Beifügung ein wichtiges Element, um Konfusionen vorzubeugen.

Der Grund für die Verbreitung des Namens ist hauptsächlich in der bewegten Geschichte Vietnams zu suchen. Bereits 1232 wurden die Mitglieder einer besiegten Dynastie gezwungen, den Namen Nguyen anzunehmen, damit man sie besser erkennen und demütigen konnte. Aber wie es so ist, der Sieger wurde später selber besiegt und weil jetzt Racheakte befürchtet wurden, nahmen sie auch den Namen Nguyen an, um unerkannt zu bleiben. In den folgenden Jahrhunderten sicherte sich der Nguyen Clan eine Machtstellung im südlichen Vietnam. Während der Nguyen Dynastie wurde der Familienname Nguyen als Zeichen der Wertschätzung an zahlreiche Personen und Familien verliehen. Diese Praxis übernahmen jedoch auch Kriminelle, die sich durch die Annahme des Namens erhofften, der Justiz zu entgehen. Sie trugen auch zur heutigen Verbreitung des Namens bei.

Durch die häufige Verwendung des Nachnamens ist er auch außerhalb Vietnams in zahlreichen Ländern vorzufinden, in welche Vietnamesen immigriert sind. Tatsächlich ist der Name Nguyen in Australien der 7. häufigste Familiennamen. In Melbourne findet man sogar nur den Namen Smith häufiger als den Namen Nguyen. Doch auch in Europa gibt es Länder, in denen der Name vergleichsweise häufig vorkommt.

Feiertage

Die Vietnamesen hatten mal die wenigsten Feiertage weltweit. Das wurde 2007 geändert, als man sich wieder an die Hung-Könige erinnerte. Ansonsten ist es mit den Feiertagen wie bei uns. Es gibt einige, an denen ist schul- und arbeitsfrei und an den anderen verdient die Blumen-, Süssigkeiten- oder Verkleidungsindustrie.

Neben Tet (chinesisches Neujahrsfest, dauert fast 1 Woche) und dem Fest der Hung-Könige, die sich am Mondkalender orientieren, kennt man noch drei weitere Feiertage, darunter das westliche Neujahrsfest am 1. Januar. Der Tag der Hung-Könige fiel in diesem Jahr auf den 14. April. Dies war ein Sonntag und deshalb war am Montag schul- und arbeitsfrei. Die meisten Geschäfte in der Stadt hatten trotzdem geöffnet.

Das Fest der Wiedervereinigung Vietnams am 30. April wird mit dem darauffolgenden Tag der Arbeit am 1. Mai zu einem doppelten Feiertag kombiniert. An beiden Tagen finden häufig Paraden, Volksfeste und kulturelle Veranstaltungen statt. Montag, der 29. April, wird in diesem Jahr oft als Brückentag frei genommen, weil dadurch ein sehr langes Wochenende entsteht. Viele nutzen das für einen Kurzurlaub, wir auch. Ich fliege mit der Familie nach Hoi An.

Letzter und nach Tet wichtigster Feiertag in Vietnam ist der Nationalfeiertag am 2. September. Dieser geht auf den 2. September 1945 zurück, als Ho Chi Minh die Unabhängigkeit der Republik Vietnam von der französischen Kolonialmacht erklärte.

Es gibt noch 9 weitere Festage pro Jahr und dazu zählen u.a. der Valentinstag, der Tag der vietnamesichen Frauen, Halloween und Weihnachten. An diesen Festtagen ist Schule und alle Geschäfte sind offen.

Die christlichen Feiertage sind in Vietnam nicht bekannt, obwohl Weihnachten mit jedem erdenklichen Kitsch gefeiert wird. Haben die Vietnamesen einfach übernommen, weil es so schön ist. Aber Ostern kommt in Hanoi nicht vor.

Tiere

Wenn es nach der Anzahl geht, müssten wohl Kakerlaken und Ratten die Symboltiere von Vietnam sein. Ich habe trotz dieser Kenntnisse bislang nur ein paar tote Ratten gesehen und keine Kakerlaken. Gibt es vielleicht mehr im Old Quarter, wo die Märkte sind? Zur Ratte haben die Vietnamesen ein wesentlich entspannteres Verhältnis als wir, sie gilt als kreativ, charmant und intelligent und gehört zu den Tierkreiszeichen.

Ein bisschen Vogelgezwitscher gibt es manchmal, aber in Kriftel ist mehr los. Vögel in Käfigen sehe ich öfter. Sie werden zu bestimmten Anlässen freigelassen, weil das Glück bringen soll und gelten als kulinarische Spezialität.

Die einzige Katze, die ich hier kenne, heißt Spoty und lebt beim Nachbarn. Katzen gibt es wesentlich seltener als Hunde. Am See schwirrten abends Fledermäusen, als ich Felix bei einem Freund abholte. Die sind ganz schön schnell. Im Tümpel auf der anderen Straßenseite gibt es Frösche. Die sind nicht sehr groß, machen aber nachts einen Höllenlärm. Jedenfalls bin ich von dem Gequacke schon manchmal wach geworden.

Seit es draussen so heiss geworden ist, zirpen abends die Grillen. In meinem Bad hatte ich einmal einen kleinen Gecko an der Decke, ansonsten ist mein Zimmer tierfrei. Was auch gut ist, denn Fliegen und Mücken sind sehr verbreitet. Letzten Mittwoch war ich an Felix Schule von Fliegen umgeben und fühlte mich wie im afrikanischen Busch. Sehr lästig! Egal, ob ich mich einsprühe oder nicht, ich werde immer irgendwo gestochen, sobald ich unterwegs bin. Die Stiche sind winzig und jucken tagelang. Die Mücken sind hier sehr schlau.

Im Westlake wird fleissig gefischt, ich würde aber niemals wissentlich einen Fisch von dort essen. Der See macht keinen sauberen Eindruck und es gab auch schon Probleme, weil da alles mögliche reingeleitet wird. Darüber hatte ich schon mal berichtet bei Rund um den Westlake.

Hühner laufen überall herum. Vorgestern habe ich unfreiwillig eine Schlachtung gesehen. Das ist eine sehr robuste Angelegenheit. Anschließend werden die gefiederten Tiere durch einen Trichter gedreht, um sie auszubluten. Dann werden die Federn abgezupft und schon liegen die Hühner zum Verkauf auf dem Holztisch. Ästhetischer ist es bei uns ganz sicher auch nicht, nur weniger öffentlich und maschinell. Hier findet das eben am Straßenrand statt und die Oma hilft mit. Ausserdem werden hier alle Teile des Tieres weiterverwertet.

Der Wasserbüffel ist das Symboltier der Landbevölkerung, in Hanoi gibt es keine. Die folgenden Fotos habe ich von Anna und Rainer, die bei ihren Touren nicht nur dem Wasserbüffel begegnet sind. Ich habe bei meinem 5tägigen Ausflug auch einige gesehen, war aber nicht schnell genug mit dem Fotoapparat.

In Hanoi gibt es auch einen Zoo, der ist aber keinen Besuch wert. Das Beste ist noch der See, an dem er liegt. Die Tiere sind in einem erbarmungswürdigen Zustand und die Käfige sind zu klein und teilweise schmutzig. Der meiste Platz wird für Fahrgeschäfte und andere Attraktionen für Kinder verwendet. Angeblich ist die Sensation ein rauchender Affe, der von den Besuchern mit Zigaretten „gefüttert“ wird. War aber bei meinem Besuch nicht so, GottseiDank. Ich wollte da nicht viel fotografieren.